Planica, 18.–20.03.2016. Vor dreimal ausverkauftem Nordijski center Planica präsentierten die Athlethen und der Veranstalter einen fulminanten Saisonabschluss. Bereits am Donnerstag wurde der wegen Windes in Titisee-Neustadt abgesagte Weltcup auf der Skiflugschanze in Planica nachgeholt; der erste Wertungsdurchgang wurde als Quali für das Skifliegen am Freitag gewertet. So bot der Slowenische Skiverband bei Sonnenschein und blauem Himmel drei Einzelentscheidungen und ein Team-Fliegen. Insgesamt 110.000 Zuschauer sollen an allen Tagen das Spektakel vor Ort verfolgt haben. Und das Publikum bildet eine unglaubliche Jubelkulisse. In Planica wehen die vielen slovenischen Fahnen in erster Linie für die eigenen Sportler, allenfalls ein anerkennendes Raunen ernten weite Sätze von Springern anderer Länder – es sei denn, sie heißen Noriaki Kasai – er genießt beim slowenischen Publikum offenbar einen Sonderstatus.
Und so waren die Ergebnisse der Wettbewerbe auch ganz nach dem Geschmack des slowenischen Publikums. Am Donnerstag gewann Peter Prevc (SLO) vor Johann Andre Forfang (NOR) und Robert Kranjec (SLO), am Freitag Robert Kranjec vor Prevc und Forfang und zum Abschlussspringen am Sonntag Prevc vor Kranjec und Forfang. Da ließ es sich verschmerzen, dass die Norweger mit Daniel Andre Tande, Anders Fannemel, Kenneth Gangnes und Johann Andre Forfang beim Teamspringen am Samstag die Nase vorn hatten und Slowenien und Österreich auf die Plätze verwiesen. (Die Ergebnislisten stehen unten zum Download bereit.)
Ihren Höhepunkt erreichte die Stimmung beim Abschlussspringen am Sonntag – auch bei den Athleten. Schon während des zweiten Durchgangs sammelte sich das slowenische Team in der Nähe des Exitgates’ an der Bande. Als letzter Springer kam er – der Überflieger der Saison und Abräumer schlechthin: Vierschanzentourneesieger, Skiflug-Weltmeister, Skiflugweltcup-Sieger und Gesamtweltcup-Gewinner – Peter Prevc. Nachdem er bei 241,5 Meter gelandet war, emfing ihn sein Team – allen voran Robert Kranjec mit einem Sektempfang der besonderen Art. So spritzt’s sonst nur bei der »Formel 1«. Der Jubel im Publikum kannte keine Grenzen und die Nationalhymne wurde angestimmt und a cappella gesungen.
Nach dem viertägigen Marathon auf der Schanze folgten am Sonntag auch umfangreiche Siegerehrungszeremonien. Eine schöne Idee des Internationalen Skiverbandes (FIS) war es, nach der Ehrung der Tagesbesten die der Weltcup-Gesamtsiegerinnen der Skisprungdamen zu integrieren, deren zwei letzte Springen im rumänischen Rasnov abgesagt worden waren. So bestiegen als nächste die Japanerin Sara Takanashi (Rang 1, 1610 Pkt.) und die Slowenin Maja Vtic (Rang 3, 908 Pkt.) das Podest – die Zweitplatzierte Österreicherin Daniela Iraschko-Stolz fehlte (1139 Pkt.). Danach nahm Peter Prevc (530 Pkt.) die kleine Kristallkugel als Sieger des Skiflug-Weltcups in Empfang, Rang zwei erreichte Robert Kranjec (400 Pkt.) und Rang drei Johann Andre Forfang (348 Pkt.).
Jetzt wurde der Koffer mit der großen Kistallkugel für den Weltcup-Gesamtsieger geöffnet. Nahm diese im Vorjahr noch auf Grund der höheren Anzahl an Siegen aber punktgleich mit Prevc (1729 Pkt.) der DSV-Adler Severin Freund entgegen, so ließ Peter Prevc in dieser Saison mit 813 Punkten Vorsprung (gesamt 2303 Pkt.) zum zweitplatzierten Freund (1490 Pkt.) keinen Zweifel daran, wem der große Kristallpokal zusteht. Zum Vergleich, wie groß der Abstand zwischen Prevc und Freund ist: der Erzgebirger Richard Freitag belegt in der Weltcupgesamtwertug am Ende Rang neun mit 680 Punkten. Dritter wurde der Norweger Kenneth Gangnes (1348).
Die Norweger unter Cheftrainer Alexander Stöckl holten sich zum Schluss dann noch den Siegerpokal im Nationencup in Planica ab. Dass sich das slowenische Team mit Rang zwei begnügen muss, wird der Trainer Goran Janus angesichts der übrigen Erfolge sicherlich verwinden, zumal er in Planica vom Publikum auch wie ein Held gefeiert wurde. Vorjahres-Nationencup-Gewiner Deutschland kam in dieser Saison auf Rang drei.
Das benachbarte Kranjska Gora ist beim Skispringen die Partymeile von Planica – und das von früh bis in die Nacht. Am Sonntagnachmittag nach dem Abschlussspringen war es im Örtchen nun deutlich ruhiger geworden und viele Fans schon wieder auf dem Heimweg. Und kaum bemerkt, nur verräterisch von zwei Polizisten bewacht, feierte am Abend der Triumphator Peter Prevc im Kellersaal des Gasthauses »Pri Martinu« (Einkehrtipp!). Und wirkt kaum einer beim Siegerjubel so stolz wie er, so ließ er es sich nicht nehmen, zum Fototermin mit der Wirtshausbelegschaft in die Küche zu kommen.
Und mit den (gefühlt) hundert mal gehörten Melodien von Slavko Avsenik im Ohr ist die Skisprungsaison 2015/2016, die im November in Klingenthal ihren Anfang nahm, mit dem Abschied von der Oberkrain Geschichte.
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Klingenthal Magazin 82 (2016)