Flößer am Saubach
© Thomas Lenk
Die Scheitholzflößerei
Das Muldenberger Floßgrabensystem gehörte zur kursächsischen Floßanstalt »Weißelsterflöße«, die auf Anordnung des Kurfürsten August I. zwischen 1579 und 1632 geschaffen wurde. Aus den unwegsamen Wäldern der vogtländischen Kammregion konnte so Holz auf dem Wasserweg bis in den Raum Halle–Leipzig transportiert werden. Die straff or
ganisierte Flößerei wurde über 280 Jahre äußerst gewinnbringend für die sächsischen Kurfürsten betrieben, während die harte Arbeit der Muldenberger Flößer (z.T. Frondienst) nur spärlich belohnt blieb.
Fuhrleute brachten mit Pferdegespannen das Holz zu den Floßplätzen. Hier wurde es entrindet, geschnitten, gespalten und gestapelt. Der kräftige Wasserschwall nach dem Öffnen des Wehres ermöglicht das Flößen. Das Scheitholz wurde in den Floßgraben eingeworfen und mit den Flößerstangen durch Krümmungen gesteuert. Das steile Endstück des Oberen Floßgrabens, die »Rißfälle« (35 m Gefälle) mit mehreren Wasserfällen, war dabei die schwierigste Floßstrecke. Am Holzlandeplatz wurde dann das Floßgut aus dem Graben gezogen.
Die offene Scheitholz-Triftflößerei war für das Abflößen großer Mengen Brennholz am besten geeignet. Ein altes Raummaß für Brennholz ist das Klafter (1 Klafter = 3,339 Kubikmeter). Hauptabnehmer des Brennholzes waren Salinen (Anlagen zur Salzgewinnung) und zahlreiche Städte. Im Gasthof »Flößerstube« sind viele alte Flößerwerkzeuge und historische Dokumente ausgestellt. Unter der Talsperre Muldenberg, in den Jahren 1920 bis 1925 erbaut, befinden sich zahlreiche alte Floßanlagen des alten Grabensystems.
Das Muldenberger Floßgrabensystem besteht aus vier Floßgräben und neun Floßteichen. Es gilt noch heute als technische Meisterleistung und Höhepunkt des mittelalterlichen Kunstgrabenbaus. Seine Errichtung begann 1579 (Oberer Floßgraben) und war 1632 mit der Anlegung des Kielfloßgrabens weitgehend abgeschlossen. Die Verbindung der drei Flussgebiete Steinbach/Zwota/ Eger – Zwickauer Mulde – Göltzsch/Weiße Elster/Saale über zwei Wasserscheiden hinweg ermöglichte den Holztransport auf dem Wasserweg.
Erlebnis SchauflößenEindrucksvoll demonstriert der Vogtländische Flößerverein Muldenberg e. V. die verschiedenen Tätigkeiten der historischen Flößerei. Ein Teilstück des Unteren Floßgrabens wird seit 1992 als Schauflößstrecke genutzt. Das Schauflößen ist ein nachhaltiges Erlebnis mit Volksfeststimmung inmitten der reizvollen vogtländischen Waldlandschaft. Zuschauer können den »Flößersprung« über den Graben bewundern, der Mut und Geschick verlangt, oder steuern selbst ein schwankendes Floß – nicht nur für Kinder ein tolles Erlebnis.
Immaterielles Kulturerbe der UNESCOMit Eintragung in das bundesweite Verzeichnis im Dezember 2014 wurde die Flößerei auf Antrag der Deutschen Flößerei-Vereinigung, deren Mitglied der Vogtländische Flößerverein Muldenberg ist, als Immaterielles Kulturerbe anerkannt. Im Juli begann die Unesco damit, auf ihrer Webseite über den Zeitraum von einem Jahr monatlich einen Vertreter einzelner Sparten per Plakat und Text in einer "Kulturtalent-Kampagne" vorzustellen. Jens Littwin, Gründungsmitglied des Vogtländischen Flößervereins in Muldenberg, wurde ausgewählt, als Kulturtalent für den alten Berufszweig regional und überregional zu werben. Dass Jens Littwin quasi stellvertretend für die anderen Mitglieder als „Kulturtalent“ ausgewählt wurde, hat seinen Grund: Er ist einer der Aktivsten; seit Gründung des Muldenberger Vereins im Jahre 1993 ist er dabei.
© Vogtländischer Flößerverein Muldenberg e. V.
> Website des Flößervereins
URL:
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http:///index.php?CID=302&RID=1119
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Titel:
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Die Scheitholzflößerei |
Druckdatum:
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23.11.2024
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