Sonderausstellung »Handwerk trifft Musik«
Nachwuchs-Geigenbauerin in der Berufsschule
© Thomas Lenk

Sonderausstellung »Handwerk trifft Musik«

07.–18.06.2017. »Handwerk trifft Musik« ist der Titel einer Sonderausstellung, welche das Musik- und Wintersportmuseum Klingenthal vom 7. bis 18. Juni 2017 zeigt: Die Berufs- und Berufsfachschule für Vogtländischen Musikinstrumentenbau stellt ihre Berufsfachschulausbildungsgänge für Streich-, Handzug- und Zupfinstrumentenmacher vor. Dafür präsentieren die diesjährigen Abschlussklassen unter anderem auch ihre Gesellenstücke.
Initiator der Sonderausstellung war die Schule mit Karsten Meinel an der Spitze selbst. In Zusammenarbeit mit dem Musik- und Wintersportmuseum Klingenthal wurde nun eine Präsentation erstellt, bei welcher die Besucher auch über die Geschichte der Schule und ihre aktuellen Ausbildungsangebote mehr erfahren. Die Schau der Gesellenstücke wurde von den Lehrlingen der Schule selbst mitgestaltet, so kann sich der Betrachter auch über den Erbauer des Instruments, seinen beruflichen Werdegang und sein Verständnis zu diesem besonderen Beruf des Instrumentenmachers informieren. Als einer von drei Ausbildungsstandorten in ganz Deutschland für die Fachrichtung Instrumentenbau besitzt die Schule in Klingenthal nicht nur deshalb einen besonderen überregionalen Stellenwert, sondern ist auch Spiegel der geschichtlichen Entwicklung einer ganzen Region mit dem sinnbildlichen Beinamen »Musikwinkel«: Am 1. November 1843 erhielt der Klingenthaler Kantor Christian Friedrich Weber von der Königlich-Sächsischen Staatsregierung 100 Thaler „für die Anschaffung von Musikinstrumenten“ zur Gründung der von ihm vorgeschlagenen Musikschule. Ziel war es, die Kinder und Jugendlichen des Ortes für ihre spätere berufliche Laufbahn im Instrumentenbau mit Grundkenntnissen auszustatten. Kantor Weber betrachtete die Musikschule damals als einen unerlässlichen Teil der Musikinstrumentenindustrie, denn seiner Meinung nach konnten nur gut ausgebildete Fachkräfte qualitativ hochwertige Instrumente bauen und damit den gewünschten ausgezeichneten Ruf des Vogtändischen Musikinstrumentenbaus erzeugen. Deshalb war auch die Entwicklung von der Musikschule zur Gewerbe- und schließlich Berufs- und Berufsfachschule nahezu fließend. Bereits 1880, 1885 und 1906 wurde das „Regulativ“ der Schule umgestaltet und maßgeblich auch die fachliche und handwerkliche Ausbildung im Musikinstrumentenbau als Ausbildungsziel aufgenommen. Dies geschah zu dieser Zeit häufig in Abendkursen. Parallel zur musikalischen Ausbildung wurde zunehmend auch auf die kaufmännische Ausbildung Wert gelegt. 1911 wurde das Gebäude der Jahn’schen Fortbildungsund Handelslehranstalt auf dem Amtsberg eingeweiht. Die Musikschule – bis dato in beengten Verhältnissen neben der Pfarrei der Rundkirche „Zum Friedefürsten“ untergebracht, sollte genau auf der Ortgrenze zwischen Klingenthal und Brunndöbra ein neues Gebäude erhalten. Doch dies verhinderte der Erste Weltkrieg. In diese Zeit fällt auch die inhaltliche Erweiterung der Schule: Während bis 1906 der jeweilige Kantor auch Direktor der Musikschule war, wurde fortan ein Direktor für die „Musik- und Gewerbeschule“ gesucht. Eine Zeit lang war die sogenannte Gewerbeschule auch im Gebäude der Goethe-Schule (heute Standort des Edeka-Marktes) untergebracht. So wechselten die Unterrichtsorte bis Ende der 1920er Jahre und schließlich fanden Musikschule und Berufsschule gemeinsam ihren Platz im Gebäude der Jahn’schen Handelsschule am Amtsberg, wo sie sich bis heute befinden. Längst organisatorisch getrennt voneinander, wechselten die Namen und Träger der Schulen auch in den folgenden fast 100 Jahren. Wie eng die Ausbildungen von Musikschule und Instrumentenbau zusammengehörten, bezeugen bis heute einige Reliquien: Im Schulgebäude gleich neben dem Eingang zum Direktorat hängt bis heute die Innungsfahne der Gemischten Musikinstrumentenmacherinnung Brunndöbra.
Die Gewerbeschule im Gebäude der Goethe-Schule beherbergte einst auch eine Sammlung von Musikinstrumenten, welche die Hersteller im Klingenden Tal für die Ausstattung eines Gewerbemuseums ab 1893 zusammengetragen hatten. Einige Instrumente haben die Wirren der Zeit überstanden und befinden sich heute im Fundus des städtischen Musik- und Wintersportmuseums Klingenthal.
In der Gegenwart befinden sich sowohl die Berufs- und Berufsfachschule als auch die Musikschule in Trägerschaft des Vogtlandkreises. Generationen von Musikinstrumentenmachern und Musikschülern wurden von hochqualifiziertem Lehrpersonal ausgebildet – der Grundstein für einen ausgezeichneten Ruf der Schule und des gesamten Musikwinkels. Übrigens weit über die Grenzen der Bundesrepublik Deutschland hinaus, denn regelmäßig ist die Liste der Bewerbungen für die raren Ausbildungsplätze international.

„Handwerk trifft Musik“ vermittelt mit den Gesellenstücken ein lebendiges Bild der Tradition des Musikinstrumentenbaus im Musikwinkel. (7. bis 18. Juni 2017, das Museum mit Sonderausstellung ist Dienstag bis Freitag von 10 bis 16 Uhr und Samstag/Sonntag von 13 bis 17 Uhr geöffnet).

© Xenia Brunner, Online Magazin (2017) > Ausstellungen
 

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ISSN 1437-336X
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