Grußwort des Bürgermeisters

Zum 130-jährigen Jubiläum des Stadtorchesters Klingenthal

Die Stadt Klingenthal gratuliert ihrem Stadtorchester zum 130jährigen Bestehen, und alle Welt beglückwünscht die Stadt zum Besitz des Orchesters.
Es wurde in einer Periode wirtschaftlichen Aufstrebens als Ausdruck des gewachsenen Selbstvertrauens und der eigenen Leistungsfähigkeit als „Musikvereinschor Klingenthal“ 1866 gegründet und erhielt zwei Jahre nach Verleihung des Stadtrechts als besondere Würdigung durch den Stadtrat 1921 den Titel „Stadtorchester“ zuerkannt.
Damit erfuhren nicht nur das Orchester und sein Dirigent, der erste Stadtmusikdirektor Ernst Uebel, eine hohe Anerkennung, es kam auch die tiefe Verbundenheit der Bürgerschaft mit dem Orchester zum Ausdruck, die bis auf den heutigen Tag ungebrochen ist.
Es ist sogar unverkennbar, daß heute, in einer Zeit des wirtschaftlichen Umbruches und Neubeginns mit all den damit verbundenen seelischen Belastungen, das Stadtorchester als eine stabile traditionelle Institution Sicherheit und Selbstvertrauen vermittelt.
Als Laienorchester wurde das Stadtorchester immer von engagierten Bürgern getragen. Die Dirigenten waren leidenschaftliche Musiker, die die Musikliteratur auch um viele be- merkenswerte Kompositionen bereicherten. Das Stadtorchester trägt den Namen Klingenthal in die Welt hinaus und macht uns stolz auf unsere Heimatstadt.
Zu Recht erhielt es 1995 aus der Hand des Bundespräsidenten die Auszeichnung „Pro-Musica-Plakette“. Die Bürger unserer Stadt betrachten es als ein großes Glück, dieses Orchester zu besitzen und wünschen ihm von ganzem Herzen für alle Zukunft die größten Erfolge.
Ihr Bürgermeister Dr. Günter Kunzmann
Kulturbote 2 (1996)

 

Musikantengeschichten

Ein Fahrplan für das Stadtorchester
Es war einige Jahre nach dem Krieg. Das damalige „Stammlokal“ des Stadtorchesters war die Bahnhofsgaststätte mit seinem Wirt Herbert Rudolph, wo meistens nach der Probe bis in die frühen Morgenstunden fröhlich gezecht wurde.
Eines Tages, als die Musikanten so gegen 4.00 Uhr früh den Heimweg antraten, sagte der Schneider-Paul zum Höhler-Emil: „Ich waß net, ich denk mer ner, die Reichsbahn richt ihrn Fahrplan eweng noch uns!“
Dr Emil gucktn ganz verdeppert a und fragtn, wierer dös maant. „No“, sogt dr Paul, „jedsmoll wenn mir ham machen, lossn die en erschtn Zug naus!“

Das überrollte Cello
Kurz vor Beginn eines Konzerts des Streichorchesters im „Schloß“ klingelte das Telefon. Rüdiger Scheffler, Cellist im Orchester, verlangte dringend, den Dirigenten zu sprechen. Als dieser am Hörer war, teilte ihm Rüdiger folgendes mit: „Also, ich kann heute zum Konzert nicht kommen, weil ich mein Cello überfahren habe!“
Was war geschehen? Der Scheffler-Rüdiger wollte zum Konzert und nahm sein Cello unter den Arm. Vor seiner Garage legte er es auf den Boden, öffnete das Garagentor und fuhr dann rückwärts mit seinem Auto heraus.
Nach gut zwei Metern war nur noch das Geräusch von splitterndem Holz zu hören. Das Cello hatte somit „ausgedient“.

Der waghalsige Bühnenabgang
Das Stadtorchester hatte einen Auftritt im Plauener Theater. Herbert Fischbach war damals Schlagzeuger und stand an der großen Trommel auf dem höchsten Podest vor dem hinteren Bühnenvorhang. Immer, wenn ein Musikstück zu Ende war, nahm er auf seinem Stuhl Platz. Der Stuhl war aber zwischenzeitlich so verrutscht, daß ein Stuhlbein über die Podestkante hinaus in die Luft ragte.
Als sich Herbert setzen wollte, verlor er das Gleichgewicht und „flog“ mit großem Gepolter samt Stuhl circa einen Meter tief zwischen Podest und Vorhang, welcher dadurch ziemlich in Bewegung kam. Nach kurzer Zeit wühlte sich Herbert wieder unter dem Vorhang hervor, machte vor dem Publikum eine anständige Verbeugung und nahm würdevoll seinen Platz auf dem Podest wieder ein.
Aufgrund der großen Verletzungsgefahr haben wir diesen „waghalsigen Abgang“ aus unserem weiteren Programm vorsichtshalber gestrichen.

Das vergessene Waldhorn
Es kam häufig vor, daß einige Musikanten des Stadtorchesters als Bläser-Quartett zu Beerdigungsmusiken bestellt wurden. Walter Weidlich – vielen vielleicht unter seinem Spitznamen „Waldochs“ bekannt – war mit seinem Waldhorn auch öfters dabei.
Eines Tages, die Beerdigung sollte gleich beginnen, fehlte noch immer der Walter. Die Musikanten wurden deshalb schon unruhig. Endlich sahen sie ihn mit großen, eiligen Schritten die Treppen zum Klingenthaler Friedhof heranhetzen.
Er war die ganze Strecke vom Aschberg bis zum Friedhof gelaufen und hatte sich dadurch ziemlich verspätet. Bei den Musikanten angekommen, sagten diese: „No komm, Waldochs, pack aus, s’ werd gleich afange.“ Walter stand etwas unentschlossen da und sagte: „Verflixt, itze ho ich mei Waldhorn drum be mir auf’m Aschberg steh lossn!“ Die Beerdigung fand trotzdem mit Musik statt, eben nur mit drei Bläsern und – ohne Waldhorn.

Das musikalische Korsett
Es war zu einem Konzert Mitte der 70er Jahre, zu dem Johannes Grimm die Ansage übernommen hatte. Auf dem Programm stand auch die „Artisten-Parade“ in einem Arrangement von Hugo Herold. In diesem Musiktitel ist ein Flügelhorn-Solo enthalten, welches Stefan Rödig immer in unvergessener, gekonnter Weise auf seinem „Kornett“ (Flügelhorn) dem Publikum darbot. Johannes Grimm passierte in seiner Ansage der folgende herrliche Versprecher: „Das Solo bläst Stefan Rödig auf seinem Korsett!“
Erstaunte Blicke und schallendes Gelächter waren das Ergebnis dieser Ankündigung, die natürlich auch noch viele Jahre später immer wieder für Heiterkeit unter den Musikanten sorgte.

D’ Tschinellen san weg
Der Feigl-Oskar war am Schlagzeug eingesetzt, um dort die Becken zu schwingen. Das Konzert sollte beginnen, der Dirigent hob die Arme; plötzlich fuchtelte der Oskar ganz aufgeregt herum und rief in seinem böhmischen Dialekt nach vorne: „Hej, d’ Tschinellen san weg!“
Er hatte ganz einfach vergessen, die Tschinellen (Becken) mit auf die Bühne zu nehmen. Mit etwas Verspätung konnte das Konzert dann aber doch noch beginnen

Kulturbote 2 (1996)

 

Grußwort des Stadtmusikdirektors und des 1. Vereinsvorsitzenden

Sehr geehrte Festgäste, liebe Musikerinnen und Musiker, liebe Angehörige,
die Festwochen „130 Jahre Stadtorchester Klingenthal“ können beginnen. Der kluge Entschluß des Vereinsgründers und 1. Direktors Moritz Dörfel, im Jahre 1866 nach 3jähriger Vorgeschichte zahlreiche Musikanten zum „Musikvereinschor Klingenthal“ zusammenzuschließen, gibt uns heute Grund zum Feiern.
Aus diesem Anlaß hält das Stadtorchester ein reichhaltiges Programm bereit, begrüßt Gäste aus nah und fern und möchte mit Ihnen dieses Jubiläumsfest gebührend begehen.
Allen unseren vielen Helfern, die dieses Fest überhaupt erst ermöglichten, möchten wir an dieser Stelle unseren herzlichen Dank entgegenbringen. Wir grüßen alle unsere Freunde der Blasmusik und wünschen unseren Gästen einen angenehmen Aufenthalt sowie frohe, vergnügte und unvergeßliche Stunden zusammen mit dem Stadtorchester Klingenthal.
Ein besonderer Gruß, verbunden mit einem herzlichen Dankeschön, gilt den Angehörigen der Musikanten unseres Stadtorchesters.
Ebenso bedanken wir uns an dieser Stelle bei unserem immer zahlreicher werdenden Stammpublikum, welches uns bereits über viele Jahre hinweg treu begleitet.
Wollen wir gemeinsam dazu beitragen, die musikalischen Traditionen unseres Orchesters und unserer Musikstadt Klingenthal zu festigen und für die nächsten Jahrzehnte zu erhalten.

Herbert Fischbach, Stadtmusikdirektor
Dieter Dähn, 1. Vereinsorsitzender

Kulturbote 2 (1996)

 

Das große Jahr des Stadtorchesters Klingenthal

1996 feierte das Stadtorchester Klingenthal sein 130-jähriges Jubiläum. Ein Bericht vom Festjahr und seinen Höhepunkten für den Musikverein und seine Freunde.
Kulturbote 3 (1996)
 

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ISSN 1437-336X
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